Den Haag (AP) Erstmals muss sich ein Kriegsherr vor einem internationalen
Tribunal wegen der Rekrutierung von Kindersoldaten verantworten. Vor dem
Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag begann am Montag die
Verhandlung gegen den früheren kongolesischen Milizführer Thomas Lubanga,
der Kindersoldaten zum Töten, Plündern und Vergewaltigen gezwungen haben
soll. Im Fall einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.Bild
vergrößernDer 48-jährige Angeklagte bezeichnete sich zu Beginn des
Prozesses als nicht schuldig. Chefankläger Luis Ocampo-Moreno sagte in
seinem Eröffnungsplädoyer, Lubangas Miliz habe Hunderte von Kindern unter
15 Jahren als Soldaten und Sexsklaven missbraucht und
traumatisiert.Moreno-Ocampo sagte, die von Lubanga missbrauchten Kinder
litten noch heute unter den traumatischen Erlebnissen dieser Verbrechen:
«Sie können nicht vergessen, was sie erlitten haben, was sie gesehen haben,
was sie getan haben.» Die Kinder seien auf dem Schulweg entführt oder von
Sportplätzen verschleppt worden. Sie seien mit Gewalt gezwungen worden,
Uniformen und Waffen zu tragen, einige seien dabei umgekommen.Mädchen zu
Sexsklavinnen gemachtIhnen sei gesagt worden, ihr Gewehr sei jetzt Vater
und Mutter und werde sie von nun an Ernähren und Kleiden. Mädchen seien
Kommandeuren Lubangas als «Ehefrauen» zugeteilt worden. «Sobald den Mädchen
Brüste wuchsen, konnten Thomas Lubangas Kommandeure sie sich als Frauen
nehmen», sagte Moreno-Ocampo. «Ehefrauen ist das falsche Wort. Sie waren
Sexsklavinnen.»Der Chefankläger zeigte Videos, auf den junge Männer und
Kinder zu sehen waren - einige uniformiert, andere in T-Shirts und kurzen
Hosen. In einem war ein Pickup-Wagen mit schwer bewaffneten Leibwächtern
Lubangas zu sehen, von denen mindestens zwei Kinder zu sein
schienen.Lubanga, der einen Psychologie-Abschluss hat, bezeichnet sich als
kongolesischer Patriot. Er habe verhindern wollen, dass Rebellen und
ausländische Kämpfer die reichhaltigen Bodenschätze in der
ostkongolesischen Region Ituri rauben. Deswegen habe er 2002-2003 eine
bewaffnete Organisation unter dem Dach der Partei Union Kongolesischer
Patrioten gegründet.Weltweit bis zu 250.000 KindersoldatenDer Prozess gegen
Lubanga sollte eigentlich bereits im Juni vergangenen Jahres beginnen,
verzögerte sich aber wegen eines Disputs zwischen Richtern und Anklägern
über die Verwendung vertraulicher Beweise. Die Vereinten Nationen und
Nicht-Regierungsorganisationen haben mehr als 200 Beweise unter der
Bedingung vorgelegt, dass sie nicht Lubangas Anwälten und in einigen Fällen
selbst Richtern nicht gezeigt werden. Es dauerte Monate, um den Zugang zu
den Beweisen zu regeln.Verhaftet wurde Lubanga 2005. Ein Jahr später wurde
er dem Internationalen Strafgerichtshof überstellt. Er ist einer von
insgesamt nur vier Kriegsherrn, die wegen Missbrauchs von Kindern als
Soldaten im Gewahrsam des IStGH sind. Alle vier sind Kongolesen.
Dieschätzen, dass es weltweit bis zu 250.000 Kindersoldaten
gibt.Menschenrechtsorganisationen begrüßten den Prozessbeginn als
Meilenstein in der Verfolgung des Missbrauchs von Kindern in Kriegen und
bewaffneten Konflikten. «Der erste IStGH-Prozess stellt klar, der der
Einsatz von Kindern in bewaffneten Einsätzen ein Kriegsverbrechen ist und
verfolgt werden kann», sagte Param-Preet Singh von Human Rights Watch.An
dem Prozess nehmen erstmals in einem internationalen Verfahren Opfer teil.
93 ehemalige Kindersoldaten werden von acht Anwälten vertreten. Die Anklage
will in dem auf mehrere Monate veranschlagten Prozess 34 Zeugen aufrufen,
neun davon ehemalige Kindersoldaten, die von den Schrecken ihres
Zwangsdienstes berichten werden, sagte Moreno-Ocampo.© 2009 The Associated
Press. Alle Rechte Vorbehalten - All Rights Reserved
Monday, January 26, 2009
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